Richtig üben
„Richtig“ üben
Ein spannendes Thema: „Wie übe ich richtig?“
Nun, die Antwort setzt sich aus vielen Erfahrungen und Weisheiten zusammen.
Jeder nähert sich der Antwort in vielen kleinen Schritten.
Was für dich „richtig“ ist, kann auch von dir abhängen.
Aber es gibt Fehler, die (fast) jede*r macht; und es gibt Ratschläge und Methoden, die jedem nützen können.
Darum geht es hier.
Vom Anfänger zum Fortgeschrittenen
Was willst du denn erreichen?
Die Fragestellung ändert sich, je weiter du vorankommst.
• Ein Anfänger ist froh, „heil“ durch das Stück zu kommen.
• Ein Fortgeschrittener muss lernen, die berüchtigten „schweren Stellen“ zu besiegen („Hier komme ich immer raus…..!!!“).
• Ein erfahrener Musiker ist erst zufrieden, wenn er von Anfang bis Ende ohne Störung und Ablenkung in der Musik „schwimmen“ kann.
Im Fluß der Musik schwimmen
In diesem Ziel treffen wir uns alle: Wir sind froh, wenn wir uns nicht mehr angestrengt durch das Musikstück hindurchquälen, es „abarbeiten“, sondern vom ersten bis zum letzten Ton in der Musik schwingen. Wie ein Fisch im Wasser wollen wir im Fluss der Musik schwimmen, den „Flow“ der Musik, des Musizierens, des Hingegebenseins an den Klang zulassen.
Probleme
Viele klagen über Probleme wie diese:
◼︎ „Den Anfang vom Stück kann ich total gut, aber das Ende ist unsicher.“
◼︎ „An dieser Stelle komme ich immer raus.“
◼︎ „Gestern habe ich das alles schon gut gekonnt.“
◼︎ „Wenn ich anderen vorspielen will, ist alles vergessen.“
Hast du solche Probleme auch? Dann solltest du hier weiter lesen!
Inhaltsübersicht
▷ Trenne Arbeit und Vergnügen!
▷ Strukturiere deine Übungs-Sitzung!
▷ Ratschlag 1: Schluss mit dem Dschungel!
▷ Ratschlag 2: Sei keine wütende Wespe!
Ratschlag 1: Trenne Arbeit und Vergnügen!
Erlebnis: In Musik stöbern
Als Freizeit- und Amateurmusiker*in (und Amateur heißt ja einfach: Musikliebhaber) willst du nicht pausenlos „ernsthaft arbeiten“. Es kann ein Riesenvergnügen bereiten, konzeptlos durch halbvertraute Stücke zu streifen, neue Stücke zu probieren, ohne sich gleich zur Strenge zu verpflichten. Schöner noch: drauflos improvisieren (wenn man es kann), Klänge, Rhythmen, eigene Melodien probieren…
Auch das ist eine Art von „Flow“-Feeling; nennen wir es mal „Erlebnis“-Modus, diesen Zustand, in dem wir ganz unbefangen in Musik „baden“.
Konzentration: Am Musikstück arbeiten
Aber dann wenden wir uns einem Musikstück zu, das wir als Werkstück behandeln wollen. Wir wollen es beherrschen, es richtig gut spielen, und dafür wollen wir üben. In dieser Phase musst du nicht nur mit dem Herzen, sondern auch mit dem Verstand voll dabei sein.
Viele springen unkontrolliert zwischen „Spaß“ und „Arbeit“ hin und her: ein bisschen probieren, dann ein bisschen an einer Passage arbeiten, dann wieder drauflos probieren… Das ist nicht günstig, um dein Ziel zu erreichen.
Strukturiere deine Übungs-Sitzung
Sinnvoll kann es sein, den Übungstag in drei Abschnitte zu gliedern:
◼︎ Phase 1: Ungetrübte Freude im „Erlebnis“-Modus
◼︎ Phase 2: Eine kleine Zeitspanne Fitness-Training
◼︎ Phase 3: Arbeit am musikalischen Material
Phase 1: Ungetrübte Freude
Zu Beginn – widme dich der ungetrübten Freude an der Musik.
Spiele Stücke, die du längst schon kannst und magst, du könntest auch planlos durch halbvertraute Stücke streifen… Schöner noch: drauflos improvisieren (wenn du es kannst), Klänge, Rhythmen, eigene Melodien probieren…
Du weißt ja selbst am besten, was dir Spaß macht.
Phase 2: Fitnesstraining
Fitnesstraining – das heißt: technische Übungen, Geläufigkeit.
Je nach deinem Stand und je nachdem, welches Material du hast: Übungen für gute Handhaltung und präzise Töne links und/oder rechts.Tonleiterübungen, Akkordgriffe, Kadenzen in wechselnden Tonarten.Vielleicht auch „klassische“ Etüden, oder fortgeschrittene Skalenübungen für Jazzmusiker.
Achtung – Genauigkeit ist hier super wichtig!
Ich kenne manche, die ihre Übungen (etwa Tonleiter-Läufe) möglichst schnell durchnuddeln, – aber nichts davon ist genau gespielt. Genau wie beim körperlichen Fitness-Training, müssen solche Übungen gründlich und geduldig durchgeführt werden – zunächst so langsam, dass jeder Ton akkurat stimmt, dann kannst du das Tempo steigern.
Bei diesen Übungen kann es super sein, sich durch ein Metronom führen zu lassen, zur Kontrolle von Tempo und Genauigkeit!
Wieviel „Fitness“ tut gut?
Ganz grob würde ich sagen: fünf bis 10 Minuten reichen, wenn du kein professionelles Training machen willst.
Das hängt natürlich von deinen Zielen ab, aber auch von deinem Temperament.
Ein Küchentimer kann helfen, die Übungszeit zu begrenzen.
Ich selbst bin oft sprunghaft und schweife in der Konzentration ab. Mir tut es gut, den Timer zu stellen. Dann beschließe ich: bis zum Timersignal bleibe ich an diesen Übungen dran, dann darf ich Pause machen!
Mein Freund, der Saxofonist, ist dagegen fleißig und beharrlich und merkt kaum, dass er eine Pause braucht. Ihm nützt der Timer, damit er merkt: jetzt ist eine Übungspause fällig.
Nach einer Weile hoher Konzentration stumpft die Aufmerksamkeit ab. Finde selbst heraus, welche Zeitspanne technischer Übungen dir gut tut!
Phase 3: Arbeit am Material
Das ist die eigentliche Arbeit: Du hast ein oder mehrere Stücke, die du aktuell einübst. Der Beginn dieser Arbeit macht vermutlich immer Spaß, aber sehr viele bringen diese Arbeit nicht richtig zuende. Denn jedes neue Stück birgt einige Probleme, bis du es gut und flüssig spielen kannst – und um diese Probleme zu meistern, ist konzentrierte Facharbeit gefragt. Für diese Arbeitsphase sind die folgenden Ratschläge gedacht.
Übe-Ratschlag 1: Schluss mit dem Dschungel!
asd
Ratschlag 2: Sei keine wütende Wespe!
abc